1,5 Millionen Euro in zehn Jahren verteilt

PNP 10.04.2023 | Stand 10.04.2023, 17:00 Uhr

Haarbachs Bürgermeister Franz Gerleigner (v.l.) gratulierte der Vorstandschaft mit den Funktionsträgern der Kinderhilfe Holzland: Schriftführer Daniel Hutstein, Kassenprüfer Andreas Höppler, zweite Vorsitzende Rosemarie Berger, Kassierin Heidi Hauswald, Elisabeth Vordermeier (Familienbetreuung), der erste Vorsitzende Peter Stuiber, Kassenprüfer Florian Gerleigner, Helferkreis-Leiter Albert Grill und Sebastian Meier. −Fotos: Brunner

Von Bernhard Brunner

Eine Entwicklung hat die Kinderhilfe Holzland seit ihrer Gründung 2013 genommen, wie sie sich die beiden Ideengeber Peter Stuiber und Franz Gerleigner einst nicht in den kühnsten Träumen ausgemalt hätten. Der eingetragene Verein hat seither exakt 1498796 Euro an Spenden eingenommen und diese Gelder – nach jeweils penibel genauer Überprüfung der Bedürftigkeit – eins zu eins an Familien in Not weitergereicht.


„Ohne die Unterstützung von Euch allen könnten wir nichts machen“, erklärte der wiedergewählte erste Vorsitzende Stuiber bei der Jahreshauptversammlung am Freitagabend im neuen Veranstaltungssaal des Gasthauses Hasenberger in Haarbach.

Familien wieder auf die Beine helfen


Die von Kassierin Anita Braun präsentierten Zahlen sprachen für sich. So sind im Berichtszeitraum seit der letzten Jahresversammlung im September 2021 genau 475978 Euro an Spenden und 421127,73 Euro an Ausgaben verbucht worden. Allein den Betrag aus Zuwendungen durch den Verzicht auf Blumenschmuck und Kränzen anlässlich von Trauerfeiern bezifferte die Schatzmeisterin auf 46381 Euro. Besonders hervorgehoben wurde von Schriftführer Daniel Hutstein die bisher größte Einzelspende in der Geschichte der Kinderhilfe Holzland. Knapp 17000 Euro hat die Volksbank Raiffeisenbank Vilshofen eG zusammen mit der DZ-Bank an den Verein überwiesen. Höchsten Respekt zollte man Schülern des Gymnasiums Vilshofen, die bei einem Spendenlauf einen Erlös von 11000 Euro erzielten und diese stolze Summe der Kinderhilfe Holzland zur Verfügung stellten.

„Ein Armutszeugnis für unser Land“

Als „eigentlich ein Armutszeugnis für unser Land“ bewertete es Peter Stuiber, dass von dem Verein regelmäßig zwischen 80 und hundert bedürftigen Familien finanziell unter die Arme gegriffen werden muss. Es sei „wirklich traurig“, dass es keine anderen Möglichkeiten der Hilfe gebe, fügte der Vorsitzende hinzu, der auf die enge Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden und Einrichtungen in den Landkreisen Passau und Rottal-Inn verwies. Gerade durch die Corona-Pandemie, aber auch den Ukraine-Krieg und die Inflation mit enorm gestiegenen Energie- und sonstigen Lebenshaltungskosten seien immer wieder die Ärmsten die am meisten Leidtragenden, darunter auch viele alleinerziehende Mütter, so der Vereinssprecher. Konkret geht es nach seinen Worten um Hilfen für behinderte Kinder, wenn die Kassen beispielsweise wichtige Hilfsmittel nicht bezahlten.

Kinderhilfe springt ein, wo Kassen knausern

Ziel der Aktivitäten der Kinderhilfe Holzland ist es nach Stuibers Worten, „dass Familien wieder auf die Füße kommen“. Dazu gehörten unter anderem die Übernahme der Ausgaben für die Mittagsbetreuung an Schulen oder für die Fahrt zu Behandlungen, aber auch zum Beispiel der Aufwendungen für heilpädagogische Maßnahmen. Der Verein springt ebenso ein, wenn sich Eltern den Musikunterricht für ihr talentiertes Kind nicht leisten können, wie der Vorsitzende erwähnte. Spenden gehen laut seiner Aussage auch an das Frauenhaus in Passau sowie an Kinder- und Jugendhilfe-Einrichtungen. Geholfen werde „überall, wo’s brennt“. Kein Geheimnis machte Stuiber daraus, dass man den Status der Nutznießer auch durch Kontrollen vor Ort „extrem genau unter die Lupe“ nehme, zumal es auch schon einen Fall der Fälschung von Unterlagen gegeben habe.

Hilfsbereitschaft sein „ein Wahnsinn“

„Das sind die Ausnahmen“, hob Stuiber hervor und machte darauf aufmerksam, dass viel Dankbarkeit zurückkomme – gerade von Familien, „wo es tragischer nicht geht“ angesichts der Schicksalsschläge. Die vielen Spender und Helfer bezeichnete der Vorsitzende als „die Helden der heutigen Zeit“. Es sei „ein Wahnsinn“, wie groß die Hilfsbereitschaft in den beiden Landkreisen sei – egal ob Vereine, Firmen, Institutionen oder Privatpersonen. Die Bearbeitung und Vergabe der Spenden an Bedürftige bedeute für die Kinderhilfe Holzland einen enormen Arbeitsaufwand – ein „Mammutprogramm für das Ehrenamt“, wie es Peter Stuiber voller Dankbarkeit nannte. So müssen jährlich Spendenquittungen über Beträge von insgesamt bis zu 400000 Euro ausgestellt werden. Ziel sei es, die Gelder zu hundert Prozent weiterzugeben. Deshalb habe man einen Förderverein mit dem bisherigen Vize-Vorsitzenden und Haarbacher Bürgermeister Franz Gerleigner an der Spitze gegründet.

Arbeit kaum mehr ehrenamtlich zu bewältigen

Inzwischen ist in der alten Schule in Haarbach ein Büro eingerichtet, wofür die Volksbank Raiffeisenbank Vilshofen guterhaltene gebrauchte Möbel gestiftet hat, wie die Mitglieder und Gäste der Jahreshauptversammlung erfuhren. Um noch mehr Hilfsmöglichkeiten zu bekommen, läuft eine Sponsorensuche für die Einstellung einer Person zur Betreuung der Bedürftigen, die rein ehrenamtlich nicht mehr zu bewältigen ist. Lobende Worte fand Peter Stuiber für Vize-Landrätin und Bezirksrätin Cornelia Wasner-Sommer sowie den Landtagsabgeordneten Walter Taubeneder, der für die Kinderhilfe Holzland den Kontakt zu Ulrike Scharf, Bayerische Staatsministerin für Familie, Arbeit und Soziales, hergestellt habe. Der Dank des Vorsitzenden galt neben allen Partner-Einrichtungen auch dem Helferkreis mit Leiter Albert Grill, der Gemeinde Haarbach mit dem Bauhof und dem gesamten Vereinsteam.

„Engerl & Bengerl“

Eine segensreiche Sparte der Kinderhilfe Holzland ist der Bereich „Engerl & Bengerl“, wo speziell Sachspenden wie Kleidung oder Spielsachen gesammelt und an bedürftige Familien weitergegeben werden, wie Christine Hollweck berichtete. Wichtig sei, dass sich die Gegenstände in ganz gutem Zustand befänden. Neben bedürftigen Familien liegt der Fokus, wie die Sprecherin erzählte, auch auf Nachhaltigkeit. Aussortiertes Material werde keinesfalls weggeworfen, sondern über eine Vertrauensperson in deren osteuropäische Heimat weitergegeben, wo die Dankbarkeit dafür groß sei. Die von Christine Hollweck und Anja Ziegler betreute Abteilung „Engerl & Bengerl“ ist immer am ersten Dienstag im Monat von 17 bis 18 Uhr geöffnet, auch zur Warenannahme.

Peter Stuiber bleibt 1. Vorsitzender

Die Wahlen zur Vorstandschaft brachten ausnahmslos einstimmige Ergebnisse. Erster Vorsitzender bleibt Peter Stuiber, als zweite Vorsitzende – für Franz Gerleigner nach dessen Verantwortungsübernahme für den Förderverein – bestätigt wurde Rosemarie Berger. Neue Kassierin ist Heidi Hauswald. Als Schriftführer fungiert weiterhin Daniel Hutstein. Neue Kassenprüfer in der Nachfolge von Markus Kaiser und Josef Bauer sind Florian Gerleigner und Andreas Höppler. In seiner Rolle als Bürgermeister drückte Franz Gerleigner den ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern seinen Respekt für die geleistete Arbeit, teils seit der Vereinsgründung, aus. Er würdigte ebenso den „Wahnsinns-Rückhalt“ im Gemeinderat für die Kinderhilfe Holzland, auch bereits unter seinem Amtsvorgänger Fritz Pflugbeil, aber auch bei Landrat Raimund Kneidinger und Altlandrat Franz Meyer.

Zuletzt formulierte Peter Stuiber die drei Leitmotive des über 300 Mitglieder zählenden und auch durch die weitverbreiteten Sparkistl in Firmen und Geschäften bekannten Vereins: „Leid lindern, Heilung fördern, Lebensmut und Lebensfreude stärken.“ Alles gehe nur miteinander, merkte der Vorsitzender ergänzend an. Bei der Verabschiedung langjähriger Funktionsträger wurde der starke Zusammenhalt einmal mehr deutlich – ausgedrückt durch das von Christine Hollweck geprägte Motto „Einmal Kinderhilfe, immer Kinderhilfe“.

 

 

 

 

 

 

                                   Anita Braun                                                         Christine Hollweck