PNP 27.06.2024 | Stand 27.06.2024, 6:00 Uhr
Das große Familienfoto – beruflich wie privat zu verstehen: Aufsichtsratsvorsitzender Josef Siglmüller (v.l.), Vorstand Martina Peña, die drei Töchter Sabine, Julia und Kathrin, Klaus Prähofer, Ehefrau Doris und die Vorstände Christian Bumberger und Mark Mühlberger. − Foto: Rücker
Klaus Prähofer kam eigentlich zu spät. Als der Aufsichtsrat der Vilshofener Raiffeisenbank 2004 einen Retter suchte, der die Bank vor dem Untergang bewahren sollte, hatte man das Auswahlverfahren schon abgeschlossen. Da kam gegen 20 Uhr – wegen eines vorangegangenen Termins leicht abgehetzt – noch Klaus Prähofer. „Na ja, hören wir uns den auch noch an“, erinnern sich damalige Beteiligte. Prähofer überzeugte mit seinem Pragmatismus. 20 Jahre später – zu seiner Verabschiedung – weiß man: Es war die richtige Entscheidung. Er wurde (zusammen mit Helmut von Hasselbach) zum Retter.
So abgedroschen das Bild vom Kapitän, der von Bord geht, auch ist – auf Prähofer trifft es zu, weswegen es bemüht werden muss: Das Schiff Raiffeisenbank war in Seenot, funkte SOS, drohte unterzugehen. Da holte die Mannschaft Klaus Prähofer als neuen Kapitän an Bord. Er schaffte es, das Schiff aus der Schieflage zu manövrieren, es auf Kurs zu bringen – ja, noch mehr. Das Schiff/die Bank wurde nicht nur wieder flott, sondern war fortan erfolgreich unterwegs. Die Flotte wurde erweitert (zwei Fusionen), das Geschäft (Immobilien und PV-Anlagen) ausgebaut, die Mannschaft trainiert und motiviert. Nun geht der Kapitän von Bord.
Der Abschied nach knapp 45 Jahren im Bankgeschäft, davon 20 Jahre in Vilshofen, erfolgte am Dienstagabend im Atrium des Gymnasiums.
Die Bank, inzwischen nicht nur mit der Volksbank Vilshofen, sondern auch mit der Rottaler Raiffeisenbank verschmolzen, hatte ihre 272 Vertreter (sie repräsentieren die 27.000 Mitglieder) eingeladen. 130 kamen.
Das Programm des Abends war eine Mischung aus notwendigem Formalismus mit der Absegnung des Jahresabschlusses und der Entlastung sowie einem emotionalen Teil, geprägt von der Verabschiedung des im wahrsten Sinne des Wortes „großen Mannes“. Aus Respekt vor der Leistung Prähofers standen die Vertreter bei ihrem Applaus von den Plätzen auf.
Was für eine Bilanz! Als Prähofer und sein Vorstandskollege von Hasselbach kamen, hatte die Bank eine Bilanzsumme von 250 Millionen Euro und eine Menge Schulden. Nun liegt die Bilanzsumme bei 1,9 Milliarden Euro. Die Vilshofener Raiffeisenbank wurde von der Bankrott- zur Erfolgsbank.
2. Bürgermeister Rudi Emmer: „Die Stadt ist Ihnen sehr, sehr dankbar. Es war vor 20 Jahren unvorstellbar, dass ihr nun so erfolgreich dasteht.“ Der so viel Gelobte meinte: „Stimmt, die Sanierung haben wir ganz gut hingebracht.“
Emotional war der Abend, weil Prähofer – nah am Wasser gebaut – seine Rede mehrmals unterbrach, weil ihm in Erinnerung an Schlüsselszenen die Stimme versagte. Schon zuvor hatte es ihn regelrecht geschüttelt, als seine Frau Doris und die drei Töchter überraschend auftauchten. Da wurde deutlich, wie sehr Prähofer (eigentlich mit der Bank verheiratet) ein Familienmensch ist.
Mit Geschenken hielt man sich auf Wunsch von Prähofer zurück. Doris Prähofer erhielt ein Wellness-Paket, auf Prähofers Wunsch erhält die Kinderhilfe Holzland eine Spende über 1000 Euro. Äußeres Zeichen der Wertschätzung war, dass der Präsident des Genossenschaftsverbands Bayern, Gregor Scheller, nach Vilshofen gekommen war, die heutige Vilshofener Situation lobte und Prähofer die höchste Auszeichnung überreichte: Die Goldene Ehrennadel des Verbandes mit Urkunde. „Dass die Volks- und Raiffeisenbanken so erfolgreich dastehen, verdanken wir Persönlichkeiten wie Prähofer“, sagte Scheller. Prähofer sei „in der Sache klar und menschlich weich“ gewesen.
Vorstand Christian Bumberger zeichnete den beruflichen Lebensweg seines Chefs nach. Prähofer sei ein echter Allrounder gewesen. Nach der Realschule begann er in Pfarrkirchen (wo Prähofer heute noch lebt) eine Banklehre und arbeitete sich hoch. Im Oktober 2004 kam er nach Vilshofen, um die Bank zu sanieren. Im Januar 2015 wurde er Vorstandsvorsitzender. Trotz einer seit Jahren laufenden Krebstherapie fehlte er kaum einen Tag in der Bank, berichtete Bumbe
rger. Prähofer sei ein Unternehmer und Macher, habe enormes Fachwissen, eine unendliche Erfahrung, zeige Weitsicht und verstehe sich auf Diplomatie.
Sein Faible für Immobilien habe ihm den Spitznamen „Bob, der Baumeister“ eingebracht, verriet später Rudi Emmer. Nicht nur, dass die eigenen Immobilien auf Vordermann gebracht worden seien, es sei auch das alte Postgebäude gekauft worden, auf dem aktuell ein neues Bank- und Geschäftshaus entsteht. Darum wird sich Prähofer noch rund eineinhalb Jahre auch im Ruhestand kümmern. In Aldersbach wurde ein Gesundheitszentrum gebaut.
Prähofer habe – so Präsident Scheller – seine Zeit bei der Bank nicht auslaufen lassen, sondern bis zum Schluss angepackt und Neues auf den Weg gebracht. Prähofer habe stets Interesse am Menschen gezeigt, er habe ein gutes Gespür für die Mitarbeiter gehabt (es gab gelegentlich eine Runde Eis oder Leberkas-Semmeln), ihm seien Hilfsangebote bei Schicksalsschlägen in der Region wichtig gewesen, er habe stets das Gespräch gesucht.
„Klaus, unser Freund“, sagte Bumberger am Schluss seiner Rede. Prähofer konterte: „Es war mir eine Freude. Ich fand die Zeit wirklich toll.“