Kinderhilfe gibt fast 240.000 Euro an Spenden weiter

PNP 20.03.2024 | Stand 20.03.2024, 15:00 Uhr

Beeindruckt von der Leistung der Vorstandschaften der „Kinderhilfe Holzland“ und des angeschlossenen Fördervereins mit allesamt ehrenamtlich engagierten Kräften, allen voran Peter Stuiber (5.v.r.) und Haarbachs Bürgermeister Franz Gerleigner (6.v.l.), zeigten sich besonders der stellvertretende Landrat Hans Koller (4.v.l.) und der Bad Griesbacher Stadtpfarrer Gunther Drescher (2.v.l.) bei der Jahreshauptversammlung. − Foto: Brunner

Geneigt, nur in Superlativen zu sprechen, ist man nach den Worten von Vize-Landrat Hans Koller angesichts der beachtlichen Unterstützungsbilanz der „Kinderhilfe Holzland“ mit Sitz in Haarbach. Als Ehrengast der Jahreshauptversammlung am Freitagabend im Hasenberger-Saal betonte er, hier sei „was Einmaliges ins Leben gerufen“ worden – als „unsagbarer Beitrag, dass unsere Heimat so lebens- und liebenswert“ sei, weil Bedürftige nicht vergessen würden. In Summe hat der eingetragene Verein seit der Gründung im Oktober 2013 weit über 1,5 Millionen Euro an Familien ausgeschüttet, die durch Krankheit und andere Schicksalsschläge in Not geraten sind.

Koller appelliert an die Ehrenamtlichen: „Schaut auch auf Euch selbst!"



Koller hofft, dass es die „Kinderhilfe Holzland“ noch viele weitere Jahrzehnte geben möge. Ein aufrichtiges „Vergelt’s Gott“ sagte er den darin ausnahmslos ehrenamtlich tätigen Menschen. Ihnen wünschte er viel Kraft und Ausdauer – „dass man sich gegenseitig trägt“. Heimat bedeutet für Hans Koller, nicht in die Anonymität zu verfallen, sondern füreinander da zu sein. An die Aktiv-Posten des Vereins adressierte er aber auch den Appell, bei den ganzen Tätigkeiten, die er mit höchster Wertschätzung quittierte, auch auf sich selbst zu schauen.

Bürgermedaille an Peter Stuiber verliehen

Ähnlich äußerte sich Haarbachs Bürgermeister Franz Gerleigner, selbst Vorstandsvorsitzender des „Fördervereins Holzland Kinderhilfe“. Das Gemeindeoberhaupt verwendete das Prädikat „beeindruckend“ für die Leistungen dieser Gemeinschaft, deren Bilanz-Präsentation bei ihm manchmal Gänsehaut hervorgerufen habe. „Allen Respekt für alle“, sagte Gerleigner. Nicht unerwähnt ließ der Bürgermeister die Verleihung der Bürgermedaille im Mai vergangenen Jahres an den Gründer und Vorsitzenden Peter Stuiber, die auch als Auszeichnung für alle Mitwirkenden in der „Kinderhilfe Holzland“ gedacht sei. Auch der ehemalige Landtagsabgeordneten Walter Taubeneder habe viel bewirkt, er habe Kontakte geknüpft und dem Verein bei der Bayerischen Sozialministerin Ulrike Scharf Gehör verschafft. Die Idee, einen Dachverband für alle Hilfsvereine zu gründen, hielt Haarbachs Bürgermeister für gut. So könnte man Kräfte bündeln – „und das niederbayernweit“.

Pro Monat gehen 25 bis 30 Hilfsanfragen ein

„Wir sind für die Leute da, die kein Sprachrohr haben“, fasste Peter Stuiber die Zielsetzung der „Kinderhilfe Holzland“ zusammen. Mit Blick auf die allgemeine Verteuerung der Lebenshaltung sei es umso wichtiger, vor allem Alleinerziehenden in den Landkreisen Passau und Rottal-Inn sowie in der Stadt Passau finanziell unter die Arme zu greifen, ebenso Familien mit Einschränkungen körperlicher und geistiger Art. Insgesamt habe man im Berichtszeitraum über 250 Familien Hilfestellungen gegeben. Pro Monat gehen nach den Worten des Vorsitzenden 25 bis 30 Hilfsanfragen beim Verein ein, in dem sich rund 25 Menschen ehrenamtlich engagieren. 70 Familien würden laufend unterstützt, über 1.000 Unterstützungsmaßnahmen seien insgesamt bereits durchgeführt worden.

„Wir reden nicht lange, wir helfen“

Erfreut zeigte sich Stuiber darüber, dass die Kontakte zu Behörden und Institutionen, Förderstellen, Pflegeeinrichtungen und Selbsthilfegruppen, Heimen und Frauenhäusern sowie anderen Hilfsorganisationen erweitert werden konnten. Auslöser für die Unterstützungs- und Hilfsmaßnahmen seien schlimme Krankheiten, körperliche und geistige Behinderung, Situationen nach schweren Unfällen oder größeren Operationen, vernachlässigte, misshandelte und traumatisierte Kinder, von Armut bedrohte Menschen, aber auch Verhaltensauffälligkeit und Mobbing oder Benachteiligung in der Entwicklung von Kindern. Als Ziele skizzierte der Vorsitzende die schnelle und unbürokratische Hilfe, um finanzielle oder personelle Not zu überbrücken, um Familien vor der sozialen Abstiegsspirale zu bewahren. Sein Motto: „Wir reden nicht lange, wir helfen.“ 

Im Detail erläuterte Stuiber die Art und Weise der individuellen Hilfestellungen – unter anderem in Form von Zuzahlungen zu behindertengerechten Umbauten in Häusern und Wohnungen oder zu speziellen Autos, aber auch durch Kostenübernahme für Medikamente oder psychologische Betreuung, die von den Kassen nicht bezahlt werden, darüber hinaus mit Gutscheinen für Lebensmittel und Möbel, Zuschüsse für Schulgeld, Mittagsbetreuung und sogar zur Fahrschule, falls hierfür das Geld fehlt und Familien sich das nicht leisten können. „Und das sind nicht wenige“, gab der Vorsitzende zu bedenken, der vor allem auch auf die Unterstützung von Frauenhäusern mit Opfern häuslicher Gewalt aufmerksam machte. 

Die ersten Nöte sollen gelindert werden

„Wir versuchen einfach, die ersten Nöte zu lindern“, fasste Stuiber die Devise der „Kinderhilfe Holzland“ zusammen, wobei er namentlich eine Mutter-Kind-Einrichtung in Arnstorf und die Ronald-McDonald-Oase in Passau erwähnte. Als elementar wichtig nannte er die genaue Prüfung der jeweiligen Bedürftigkeit durch Vor-Ort-Besuche und Beleuchtung der Einkommensverhältnisse, um sicherzustellen, dass gewissenhaft mit den anvertrauten Spendengeldern umgegangen wird. „Das ist eine Frage der Glaubwürdigkeit“, unterstrich der Vorsitzende mit Blick auf die immer der Situation angepasste Hilfe, überwiegend mit Gutscheinen. Pro Jahr leiste der Verein über 200 Besuche Betroffener von meist dramatischen Schicksalen.

Diskret schilderte Stuiber den Einzelfall einer Familie: Der zwölfjährige Sohn ist nach einer Gehirnblutung schwerstbehindert, es fallen über 100.000 Euro an Kosten an – beispielsweise für ein entsprechendes Auto sowie für den Einbau eines Aufzugs und eines behindertengerechten Bades im noch erheblich finanziell belasteten Eigenheim. „Das ist wirklich tragisch“, merkte der Vereinschef dazu an, der aber auch Aktivitäten wie Zuhören, das Ausdrücken von Mitgefühl, Mut machen und das Aufzeigen von Wegen in die Zukunft nicht außer Acht lassen wollte. Umso eindringlicher bedankte sich Peter Stuiber für die „brutale Unterstützung in unserer Region“ durch gewerbliche und private Spender, durch Spendenaktionen unterschiedlichster Art und auch aus Geldzuwendungen nach Trauerfällen dank des Verzichts auf Blumen und Kränze auf den Friedhöfen.

„Wir sind einfach am Anschlag“

Die Spenden wertete der Vorsitzende zugleich als Lohn für die ehrenamtliche Arbeit in der „Kinderhilfe Holzland“, die sich inzwischen mit einem enormen bürokratischen Aufwand konfrontiert sieht. Deshalb sei vor zwei Jahren der Förderverein gegründet worden, erinnerte Stuiber, der die Mitglieder auch über die geplante Anstellung einer Bürokraft für zehn Stunden pro Woche informierte, „um das Aufgebaute aufrecht zu erhalten“ und weiterhin hundert Prozent der Spenden zu hundert Prozent weiterreichen zu können. „Wir sind einfach am Anschlag“, räumte er ein und verwies dazu auf eine markante Zahl. So müssen pro Jahr 800 bis 900 Spendenbescheinigungen ausgestellt werden.

Schriftführer Daniel Hutstein berichtete unter anderem über das Sommerfest von fünf Helfervereinen für betreute Familien und dank großzügiger Sponsoren buntem Rahmenprogramm, an dem 2023 über 80 Familien teilgenommen haben. Ein beeindruckendes Zahlenwerk stellte die zweite Vorsitzende Rosi Berger für die verhinderte Kassenwartin Heidi Hauswald vor. Allein die sogenannten Sterbefall-Spenden beliefen sich im vergangenen Vereinsjahr auf 19.350 Euro. Aufgrund des hohen Spendenaufkommens – auch über die weit verbreitet aufgestellten Sammelboxen – war es möglich, Kinder und deren Familien mit einer Summe von 238.713,69 Euro zu unterstützen.

Die Jahreshauptversammlung nutzte Karin Azhar aus Schönerting bei Vilshofen als Gelegenheit, ihren Reiterhof als Therapie-Ort und als Bestandteil des Projekts „Soziale Landwirtschaft“ mit Arbeitsmöglichkeit für Personen mit Behinderung vorzustellen. Ihr Fazit: „Viele glückliche Menschen entstehen bei uns.“ Analog dazu formulierte Peter Stuiber abschließend die zentralen Punkte der „Kinderhilfe Holzland“, die da lauten: Heilung fördern, Leid lindern, Lebensmut und Lebensfreude stärken.

Zur Kleiderkammer Engerl & Bengerl



Bei der Jahreshauptversammlung machte Haarbachs Bürgermeister Franz Gerleigner, selbst Vorstandsvorsitzender des „Fördervereins Holzland Kinderhilfe“, vor allem auf die Abteilung „Holzland Engerl & Bengerl“ aufmerksam. Dabei handelt es sich um eine Art Kleiderkammer, aber auch um einen Fundus für Kinderausstattung und Spielsachen, darunter auch Drei- und Fahrräder. „Wirklich super“ schwärmte er. Für die „Holzland Engerl & Bengerl“ präsentierten Christine Hollweck und Anja Ziegler eine eindrucksvolle Bilanz unter dem Motto „Alles fürs Kind“. Die Einrichtung in Haarbach ist jeden ersten Dienstag im Monat von 17 bis 18 Uhr geöffnet. Im Schnitt 30 bis 40 Besucher nutzen dieses Angebot, das auch den Tausch und Umlauf gebrauchter Kinderbekleidung umfasst. Neu sei seit September vergangenen Jahres der Bereich „Verleihbar“ mit Abgabe von Sachen gegen eine Kaution – in erster Linie Buggys, Kinderwagen und Auto-Kindersitze, gespendet oder mit Spendengeldern neu gekauft. „Das läuft sehr gut“, versicherte Anja Ziegler.

− bp