Helfen bereitet Freude, wie bei der Jahreshauptversammlung der „Kinderhilfe Holzland“ in Haarbach deutlich geworden ist: v.l. Karin Azhar (Reiterhof Schönerting), Andreas Höppler (Kassenprüfer), Irmgard Bücherl und Doris Oswald (Beirätinnen), Elisabeth Vordermeier (Familienbetreuung), stellvertretender Landrat Kaus Jeggle, Susanne Anzeneder (Therapie-Hof Inn Natur Simbach), Albert Grill (Beirat), Walter Hinterdobler (Vereinsunterstützer), erster Vorsitzender Peter Stuiber, Bürgermeister Franz Gerleigner (zugleich Vorstandsvorsitzender des Fördervereins) und Büroangestellte Beate Brummer. – Foto: Brunner
Eindrucksvolle Bilanz bei der Jahreshauptversammlung präsentiert – Seit Oktober 2013 über 1,83 Millionen Euro an Bedürftige ausgezahlt – „Aushängeschild im Landkreis“
Von Bernhard Brunner
Haarbach. Über 350 Familien in Not hat die „Kinderhilfe Holzland“ im vergangenen Jahr unterstützt. Nach den Worten des Vorsitzenden Peter Stuiber bei der Jahreshauptversammlung am Freitagabend im Saal des Gasthauses Hasenberger gehen bei dem Verein monatlich 20 bis 30 Anfragen nach finanziellen Zuwendungen in Fällen ein, wo öffentliche Kassen und gesetzliche Kostenträger Zahlungen verweigern. „Wir schauen genau hin“, versicherte Stuiber zur Verwendung der Spendengelder. Als „absolutes Aushängeschild im Landkreis, auch im Sinne der christlichen Nächstenliebe“, stufte der stellvertretende Landrat Klaus Jeggle die „Kinderhilfe Holzland“ ein.
Der Ehrengast schwärmte in seinem Grußwort von den vorausgegangenen beachtlichen Berichten und Summen. „Das gehört alles verarbeitet“, hob der Kommunalpolitiker und frühere Schulamtsdirektor hervor. Umso herzlicheren Dank sprach er Peter Stuiber und dessen Team für die großartige ehrenamtliche Arbeit aus, die in erster Linie Kindern zugutekomme. Jeggle bedauerte es, dass es in einem eigentlich reichen Staat wie Deutschland so viele Menschen gebe, die durch soziale Raster fielen. Die Konsequenz in den Augen des Landratsstellvertreters: „Es bedarf des genauen Hinschauens.“ Mindestens genauso wichtig wie Geld sei aber die menschliche Perspektive, die Menschen in ihrem Schicksal zu sehen, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stünden, so Jeggle.
Ähnlich äußerte sich Haarbachs Bürgermeister Franz Gerleigner, zugleich Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Holzland Kinderhilfe e.V., der bekundete, dass es einem bei den Berichten über hilfsbedürftige Kinder und deren Eltern durch und durch gehe. Die in diesen Bereichen engagierten Personen übten nicht einen Job oder Beruf aus, sondern sie seien „tätig aus tiefster Überzeugung“ – von innen heraus, von Herzen. Sein Bedauern brachte Gerleigner darüber zum Ausdruck, dass es nicht gelinge, politisch mehr Einfluss auf Entscheidungs- und Kostenträger auf sozialem Gebiet auszuüben. Häufig würden Gelder mit der Gießkanne verteilt, aber zu wenig gezielt. Es sei bewegend zu erleben, wo es am meisten fehle und wo nur die „Kinderhilfe Holzland“ unterstützend eingreifen könne, so der Bürgermeister.
Die beeindruckenden Belege dafür lieferte Peter Stuiber in seinem Bericht. Demnach ist die Summe der Anfragen von Familien in Not von rund 250 im Vorjahr auf über 350 im Jahr 2024 angewachsen. Die Zahl der Unterstützungsmaßnahmen bezifferte der Vorsitzende auf über 1500. Von ihm und seinem Team seien rund 1200 ehrenamtliche Stunden geleistet worden – unter anderem in Verbindung mit den allmonatlichen Sitzungen zur eingehenden Beratung über die gewissenhafte Ausschüttung der Spendengelder, erklärte Stuiber. Nutznießer sind seiner Aussage nach Familien mit körperlich und geistig behinderten Kindern, Betroffene von schweren Krankheiten wie Leukämie, Multipler Sklerose und Muskeldystrophie oder Patienten nach schweren Unfällen beziehungsweise Operationen in der Folge davon.
Geleistet würden zum Beispiel Zuzahlungen für behindertengerechte Umbauten von Autos, Wohnungen und Häusern, so der Sprecher, der ebenso auf die Kostenübernahme für Treppenlifte, Rollstühle, Medikamente, Fahrten zu Behandlungen, für psychologische Betreuung und ähnliche Dinge verwies. Mit gezielten Einzelunterstützungen im finanziellen Umfang von 500 bis 7500 Euro sei rund 30 Familien im vergangenen Jahr geholfen worden. Ohne Namen zu nennen, schilderte Peter Stuiber diskret Einzelschicksale – beispielsweise das einer Familie mit drei Kindern, darunter Zwillinge, die als extreme Frühchen zur Welt gekommen seien, an den schwerwiegenden Folgen von Sauerstoffmangel während der Entbindung litten und auf den Rollstuhl angewiesen seien.
Die „Kinderhilfe Holzland“ mit aktuell 338 Mitgliedern trägt aber auch die Kosten für von den Kassen nicht bezahlte Maßnahmen wie Therapeutisches Reiten, wie der Vorsitzende berichtete. Nutznießer davon sind Familien und deren Kinder, die vernachlässigt, misshandelt oder traumatisiert, verhaltensauffällig, gemobbt oder in ihrer Entwicklung eingeschränkt seien, mit körperlicher oder geistiger Behinderung leben müssten. Als Auslöser solcher Probleme skizzierte Stuiber Trennungen und Scheidungen der Eltern, aber auch den Tod eines Elternteils. Nicht unerwähnt ließ er finanzielle Engpässe alleinerziehender Mütter und Väter, die oftmals verschuldet seien. Manche Frauen arbeiteten häufig bis in die Nacht hinein, um sich etwas hinzuzuverdienen, das dann aber auf Sozialleistungen angerechnet werde, gab der Berichterstatter zu bedenken.
Unterstützung seitens des Vereins erfolgt nach Stuibers Worten vielfach in Form von Lebensmittel- oder Möbelgutscheinen. Aber auch Schulgeld, Kosten für Mittagsbetreuung, Busfahrten und Musikunterricht werde übernommen. Der Vorsitzende machte ebenso auf die einmal im Monat geöffnete vereinseigene Einrichtung „Holzland Engerl & Bengerl“ aufmerksam, wo es alles fürs Kind gebe – gebraucht und neuwertig, von Bekleidung über Ausstattung wie Kinderwagen und Autositze bis hin zu Spielzeug und Fahrrädern. In diesem Zusammenhang bedankte sich Stuiber beim Förderverein Passauer Benefiz-Motorradkorso, der regelmäßig gebrauchte Kinderfahrräder kaufe, instandsetze und für „Engerl & Bengerl“ spende. Hilfsanfragen erreichten die „Kinderhilfe Holzland“ zum Beispiel auch aus dem Frauenhaus Passau, von Mutter-Kind-Einrichtungen und aus dem Kinderhospiz Haus Anna in Eichendorf, wie es hieß.
Der von der hauptamtlichen Bürokraft Beate Brummer vorgetragene Kassenbericht machte einen erstaunlichen Umsatz des Vereins erkennbar. Demnach sind im vergangenen Jahr über 49.000 Euro an Privatspenden eingegangen, außerdem Zuwendungen aus Sterbefällen von knapp 20.000 Euro. Die monatlichen Spenden an den Verein beliefen sich auf über 19.000 Euro. Die gesamten Einnahmen – unter anderem Erlöse aus Benefiz-Veranstaltungen, aus Aktionen von Firmen, Vereinen und Privatleuten sowie aus den vielerorts aufgestellten Sammelkassen – bezifferte Beate Brummer auf 223.704,85 Euro, denen Ausgaben in einer Höhe von 312.245,11 Euro gegenüberstanden. Der Kassenstand umfasste zum Jahresende über 215.000 Euro. Seit der Vereinsgründung im Oktober 2013 hat die „Kinderhilfe Holzland“ über 1,83 Millionen Euro an notleidende Mitmenschen – vorrangig Kinder – ausgeschüttet.
Was in Partnerbetrieben des Vereins geleistet wird, demonstrierte Susanne Anzeneder von der Therapie-Einrichtung „Inn Natur“ in Vorderbrunn bei Simbach am Inn. Die Diplom-Pädagogin, Reittherapeutin und Trauerbegleiterin kümmert sich auf ihrem Hof zusammen mit einem kompetenten Team um betroffene Kinder und Erwachsene auf Basis von natur- und tiergestützter Arbeit – allesamt keine Kassenleistungen. In ihrer kurzweiligen und aufrüttelnden Präsentation zeigte die Referentin erstaunliche Behandlungserfolge auf. Mit dem Dank an alle Spender, Förderer und Unterstützer der „Kinderhilfe Holzland“ schloss Peter Stuiber die Versammlung – nicht ohne das Hauptprinzip mit dem Fokus auf Hilfe zur Selbsthilfe zu formulieren: „Wir machen die Augen auf und helfen, wo’s möglich ist.“